Werteverschiebung.

Der (öffentliche) Rundfunk verzeichnet Rekordquoten, der Journalismus wird als wichtig erkannt, aber die (Werbe-)Umsätze brechen ein – also müssen Journalist*innen in Kurzarbeit und kommen allseits Rettungs- und Sparpakete.

Die Mitarbeiter*innen der Supermärkte werden als Held*innen beklatscht, aber ihre Gehälter und Arbeitsbedingungen sind nach wie vor grotesk unterbewertet.

Erntehelfer und Pflegekräfte „müssen“ mit Spezialtransporten aus dem Ausland regelrecht hereingeschmuggelt werden, weil nur sie – wiewohl jetzt als „essential jobs“ erkannt – die Arbeit um den Hungerlohn machen, den sie bekommen.

Die Kulturtreibenden des Landes werden als „kreativ“ gelobt, weil sie ins Netz ausweichen und ihre Kunst dem darbenden Volk darbieten – in ihrer Verzweiflung großteils kostenlos. Die Abstriche in Qualität (bei der Flut an Wohnzimmer-Konzerten) sind immerhin nur einen Bruchteil so groß wie der ökonomische Supergau durch Corona.

Es mag eine philosophische Frage sein, aber was sagen uns diese gewaltigen Werteverschiebungen, die wir da gerade überall sehen?

Ich jedenfalls sehe ein gigantisches Ungleichgewicht zwischen dem, was wir als Gesellschaft offenbar „haben wollen“; die einen bereit sind, dafür zu arbeiten; und wie all das letztlich ökonomisch abgebildet wird. Soll mir noch einer sagen, dass das geschaffene System nicht mindestens so krank ist wie jene armen Teufel, die gerade mit einem bis vor kurzem unbekannten Virus auf der Intensivstation liegen.

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